Chronologische Übersicht der bedeutenden Reisen und Berichte über das klassische China
1245-1247: Johannes de Plano Carpini
- 1245-1247: Johannes de Plano Carpini (*ca. 1180, †1252), ein italienischer Franziskaner, wird von Papst Innozenz IV. zum Großkhan der Mongolen gesandt. Sein Ziel ist es, die Pläne der Mongolen zu erforschen und Überfälle auf christliche Länder zu verhindern. Er erreicht Karakorum am 22. Juli und verfasst später einen ausführlichen Bericht über die mongolischen Sitten, politische Verhältnisse und militärische Mittel.
- Publikationen:
- The Texts and Versions of John de Plano Carpini and William de Rubruquis, Hakluyt Society, London 1903
- Historia Mongalorum. Viaggio di F. Giovanni da Pian del Carpine ai Tartari nel 1245-1247, Firenze 1913
- Geschichte der Mongolen und Reisebericht 1245-1247, Verlag Eduard Pfeiffer, Leipzig 1930
1255: Wilhelm von Rubruk
- 1255: Der flämische Franziskaner Wilhelm von Rubruk (*ca. 1215, †1270) unternimmt im Auftrag von König Ludwig IX. und Papst Innozenz IV. eine Reise zum Großkhan, um christliche Missionen zu unterstützen. Er erreicht Karakorum am 4. Januar und erfährt während seiner Reise von europäischen Gefangenen, die bei den Mongolen Zwangsarbeit leisten.
- Publikationen:
- Der Bericht des Franziskaners Wilhelm von Rubruk über seine Reise in das Innere Asiens 1253-1255, Griffel-Verlag, Leipzig 1925
- Reisen zum Großkhan der Mongolen. 1253-1255, K. Thienemann Verlag, Stuttgart 1984
1270-1273: Jacob von Ancona
- 1270-1273: Der jüdische Kaufmann Jacob von Ancona soll über Damaskus und Indien nach Zaitun (heutiges Quanzhou) gereist sein. Sein Reisebericht wird 1990 von David Selbourne veröffentlicht, doch die Authentizität ist umstritten.
- Publikationen:
- The City of Light, Little, Brown & Co., London 1997
- Stadt des Lichts. Ein mittelalterlicher Händler berichtet von seiner Reise nach China (1270-1273), Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1998
1272: Marco Polo
- 1272: Marco Polo (*1254, †1324) reist mit seinem Vater und Onkel von Venedig nach China. Er bleibt 17 Jahre in Diensten von Kublai Khan, wird jedoch später in Frage gestellt, ob er tatsächlich in China war.
- Publikationen:
- Das Buch des edlen Ritters Marco Polo, erste deutsche Ausgabe, 1477
- Reisen des Venezianers Marco Polo, Gutenberg-Verlag, Hamburg 1907
1316-1330: Odorico da Pordenone
- 1316-1330: Der Franziskanermönch Odorico da Pordenone (*1265-86, †1331) berichtet von einer Reise nach China, die von Fachleuten angezweifelt wird. Henze analysiert seine Berichte und kommt zu dem Schluss, dass Odorico China wohl nie erreicht hat.
- Publikationen:
- Die Reise des seligen Odorich von Pordenone nach Indien und China (1314/18-1330), Manutius Verlag, Heidelberg 1987
1342-1358: Giovanni de Marignolli
- 1342-1358: Giovanni de Marignolli (*ca. 1290, †1358/59), ein florentinischer Minorit, reist als Gesandter des Papstes an den chinesischen Kaiserhof und berichtet in seiner Chronik über seine Reiseerfahrungen.
- Publikationen:
- Johannes von Marignollis Reise in das Morgenland v. J. 1339-1353, Hrsg. J. G. Meinert, Prag 1820
1555-1667: Holländische und portugiesische Gesandtschaften
- 1667: Eine große holländische Gesandtschaft unter Peter von Hoorn und Constantin Nobel reist nach Peking, um Handelsbeziehungen mit China zu verhandeln. Trotz eines kaiserlichen Empfangs bleibt der Erfolg begrenzt.
- Publikationen:
- Gedenkwürdige Verrichtung der Niederländischen Ost-Indischen Gesellschaft, Jacob von Meurs, Amsterdam 1675
1661-1669: Jesuitenmissionen
- 1661: Jesuit Johann Adam Schall von Bell (1592, †1666) und Ferdinand Verbiest (1623, †1688) sichern sich hohe Positionen am chinesischen Kaiserhof durch ihre astronomischen und mathematischen Kenntnisse. Ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten gewinnen das Vertrauen des Kaisers.
- Publikationen:
- Historia narratio de initio et progressu missionis societatis Jesu apud chinenses, Wien 1665
Diese chronologische Übersicht zeigt die wichtigsten Reisen und Gesandtschaften nach China zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert. Sie verdeutlicht den Einfluss europäischer Missionare, Entdecker und Diplomaten auf die Wahrnehmung und das Wissen über China in Europa.
Wichtige Ereignisse zur europäischen Präsenz in China (1669-1854)
1669: Taiwan wird chinesische Provinz
- 1669: Chinesische Truppen besetzen Taiwan und gliedern die Insel erstmals als Provinz in das chinesische Großreich ein.
Die Ankunft der französischen Jesuiten (1688)
- 1688: Fünf französische Jesuiten-Mathematiker, darunter Joachim Bouvet, Jean de Fontaney und Jean-Francois Gerbillon, erreichen Ningbo, China, nachdem sie von Ludwig XIV. entsandt wurden. Ihre Aufgabe: den Kaiserhof in Peking in wissenschaftlichen Fragen zu unterstützen. Bouvet und Gerbillon werden später an Expeditionen des Kaisers Kangxi teilnehmen.
- 1699: Bouvet nimmt an einer großen topographischen Vermessung Chinas teil.
Jesuit | Ankunft | Aufgabe in China |
---|---|---|
Joachim Bouvet | 1688 | Wissenschaftliche Unterstützung und Vermessung Chinas |
Jean de Fontaney | 1688 | Missionarische Tätigkeit in Nordost-China |
Jean-Francois Gerbillon | 1688 | Mehrere Expeditionen durch die Mongolei im Auftrag des Kaisers |
Publikationen:
- Nouveaux mémoires sur l’état présent de la Chine, Louis Le Comte, 1696
Russisch-chinesische Beziehungen: Eberhard Isbrand Ides (1693-1695)
- 1693-1695: Der deutsche Kaufmann Eberhard Isbrand Ides wird von Zar Peter I. nach Peking gesandt, um Handelsbeziehungen zu fördern. Trotz seiner Reise über Sibirien und die Mongolei scheitert die Mission an den diplomatischen Formalitäten des chinesischen Hofes.
Ereignis | Zeitrahmen | Bemerkung |
---|---|---|
Abreise aus Moskau | März 1693 | Beginn der diplomatischen Mission |
Ankunft in Peking | November 1694 | Handelsabkommen scheitert |
Rückkehr nach Moskau | Anfang 1695 | Diplomatische Mission endet |
Publikationen:
- Beschreibung der Chinesischen Reise, Adam Brand, 1698
Giovanni Francesco Gemelli Careri: Weltreise und Aufenthalt in China (1695-1699)
- 1695-1699: Der italienische Reisende Giovanni Francesco Gemelli Careri erreicht China im Rahmen seiner Weltreise. Dank der Jesuiten am kaiserlichen Hof wird ihm eine Audienz beim Kaiser gewährt.
Publikation:
- Giro del Mondo, Giovanni Francesco Gemelli Careri, 1699
Expansion der Qing-Dynastie (1697-1720)
- 1697: Die Äußere Mongolei wird von den Qing-Truppen unterworfen.
- 1698: Russland tritt Gebiete nördlich des Amur an China ab.
- 1720: Qing-Truppen vertreiben die Dsungaren aus Tibet und stationieren Soldaten in Lhasa, was den Beginn einer fast zweihundertjährigen chinesischen Präsenz in Tibet markiert.
Jean de Fontaney: Zweite Mission nach China (1701)
- 1701: Jean de Fontaney, ein französischer Jesuit, wird erneut als Gesandter an den chinesischen Kaiserhof entsandt. Seine Reise führt ihn von Kanton über Nanchang nach Peking.
Publikation:
- Brief des Paters Franchi an Pater Studena in Austria, in Der neue Weltbott, 1726
Matteo Ripa am Kaiserhof (1711-1723)
- 1711: Der italienische Jesuit Matteo Ripa erreicht Peking und wird Berater am Hof von Kaiser Kangxi. Nach dessen Tod im Jahr 1723 werden die Jesuiten jedoch des Landes verwiesen.
Publikation:
- Memoires of Father Ripa during Thirteen Years‘ Residence at the Court of Peking, 1846
Lorenz Lange: Karawanenreisen nach China (1727-1736)
- 1736: Lorenz Lange, ein schwedischer Offizier in russischen Diensten, tritt seine dritte Reise nach China an, diesmal als Leiter einer Handelskarawane. Diese Reise markiert den Höhepunkt seiner Karriere.
Publikationen:
- Travels from St. Petersburg in Russia, to various parts of Asia, John Bell, 1763
Francesco Orazio della Penna und die Mission in Tibet (1745)
- 1745: Der Kapuziner Francesco Orazio della Penna führt eine Mission nach Tibet, die jedoch scheitert. Die tibetische Regierung weist die Missionare nach einem Konflikt aus, und Della Penna stirbt kurz darauf in Nepal.
Publikationen:
- Missio Apostolica, Thibetano-seraphica, 1740
Opiumkriege und europäische Handelsinteressen (1830-1854)
- 1834: Das Monopol der Ostindien-Kompanie fällt, was den Opiumhandel nach China dramatisch steigert.
- 1839: Der chinesische Mandarin Lin Zexu verbietet den Opiumhandel und beschlagnahmt und vernichtet britisches Opium, was zum ersten Opiumkrieg führt.
- 1840: Großbritannien erwirkt den Vertrag von Nanking, der den Handel mit China öffnet und Hongkong an Großbritannien abtritt.
Ereignis | Datum | Konsequenzen |
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Fall des Monopols der Ostindien-Kompanie | 1834 | Steigerung des Opiumhandels |
Lin Zexus Beschlagnahmung | 1839 | Beginn des Opiumkriegs |
Vertrag von Nanking | 1842 | Hongkong wird abgetreten, China öffnet sich für den internationalen Handel |
Publikationen:
- The Fan Kwae at Canton, William C. Hunter, 1882
Diese Übersicht bietet eine detaillierte chronologische Darstellung wichtiger Reisen und Ereignisse, die die Präsenz europäischer Akteure in China zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert prägten.