1947
Dr. Haymo Kremsmayer


(Österreichischer Sinologe)

Laotse. Tao Te King.
Das Buch des Alten vom Weltgrund und der Weltweise.
Jgonta Verlag, Salzburg 1947
Mit vier Abbildungen. 122 Seiten.

"Lau-dzös Werk hat in China zu allen Zeiten Bewunderer und Erklärer gefunden. Es gibt 64 chinesische Kommentare dazu, die zuweilen nicht unerheblich voneinander abweichen. Für letzteren Umstand gibt es verschiedene Gründe. Zunächst einmal wurden zu Lau-dzö's Zeit noch häufig die significa ausgelassen. So konnte es leicht vorkommen, daß dieser Kommentator dieses, ein anderer ein anderes significum zu dem phoneticum hinzufügte. Dadurch änderte sich natürlich die Bedeutung des Zeichens. Dann gab es früher keine Punkte und Kommata, die die Satzteile sinngemäß abtrennten. Bei Lau-dzö haben wir außerdem noch mit seiner Schwierigkeit zu rechnen, neue Ideen zu formulieren. Er ringt hie und da sichtlich mit den Ausdrücken. All das ist schuld daran, daß bei Lau-dzö manches dunkel ist und vorläufig wohl auch dunkel bleibt."      
                                             (Aus dem Vorwort von Dr. Theodor Bröring)

"Mit dieser Übertragung von Laotses TAO TE KING soll ... angestrebt werden ... eine wissenschaftlich genaue, und vor allem objektive, unbeeinflußte Übersetzung und Deutung zu liefern. Aus übersetzungstechnischen Gründen bleibt TAO unübersetzt, denn keine der angegebenen Bedeutungen vermag den vollen Sinn des Wortes auszuschöpfen. Auch für Laotse mag TAO nur ein Behelfswort gewesen sein, in Ermangelung eines größeren, umfassenderen Wortes, das seinen Grundgedanken vollinhaltlich ausgedrückt hätte. TAO mit Gott oder höchstem Wesen (sh. Grill) wiederzugeben, ist wohl verfehlt, denn es ist etwas Unpersönliches, Wesen- und Gestaltloses, läßt sich kaum in Worten ausdrücken und steht jenseits von Begreifen und Benennen."                                                 (Aus der Einführung des Verfassers)

Eigentlich schließt es sich aus, die "wissenschaftlich genaue, und vor allem objektive, unbeeinflußte Übersetzung" mit dem Zusatz "und Deutung". Ist es denn überhaupt möglich, diesen philosophischen Text ohne persönliche Interpretation zu übersetzen? Und macht das Sinn? Das TaoTeKing wissenschaftlich neutral zu übersetzen, verstößt nicht nur gegen Laotses Forderung von Weisheit statt Wissen sondern wäre ein Forschen ohne Liebe zum Subjekt, das Sezieren einer toten Sache.
Auch wenn im Vorwort des österreichischen Sinologen (und Doktor- vaters?) Dr. Theodor Bröring relativ wenig zur Übersetzung selbst angemerkt wird und der Verfasser eine Auslegung des Textes ver- meidet, ist die Übersetzung doch ernstzunehmen.
Das Gedankengut des TaoTeKing wird von beiden Sinologen auf sumerisch-babylonische Ursprünge zurückgeführt, weil dies die kulturelle wie überhaupt auch ethnische Wurzel der chinesischen Hochkultur sei.
 

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