Yangzhou

Die Stadt, in der Marco Polo einst Statthalter des chinesischen Kaisers gewesen sein will - die Historiker haben da aber so ihre Zweifel. Da Yangzhou bislang nicht ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, bleibt die Stadt von ausländischen Touristen ziemlich verschont, obwohl sie innerhalb Chinas berühmt ist und mehrere schöne Gartenanlagen aufweist.


Der Da Ming Si (Tempel der großen Erleuchtung), ist ein buddhistisches Kloster. Nun halte ich generell nichts davon, daß Touristen Klöster besuchen, weil sie dort einfach nichts verloren haben und stören - in China und Tibet sind es im Augenblick aber vielleicht gerade die ausländischen Besucher, die die schwache Position der Klöster stärken und so ein Gegengewicht zur herrschenden politischen Richung schaffen.
Erst 1751 wurde dem Kloster ein Gartenbereich im Westen angegliedert. Um einen See herum gruppieren sich viele kleine Gebäude, im dichten Grün von Kiefern und Phyllostachys edulis, dem dickhalmigen eßbaren Bambus. Da ein Kloster verständlicherweise kein Teehaus besitzt, hat man erfreulicherweise die Ping Shan Tang (Halle des friedlichen Berges) zum Teetrinken eingerichtet. Buddhistische Litaneien liegen über dem Park, der Duft von Räucherstäbchen hängt in der Luft - der rechte Ort, um seine Gedanken schweifen zu lassen.

Historischer Plan

Aktueller Plan

Ping Shan Tang


Hauptattraktion von Yangzhou ist das Areal des Shou Xi Hu (Schmaler Westsee). Ursprünglich nur ein Teil des Wassergrabens, der die Stadtmauer umzog, wurde er später erweitert und mit einer Szenerie von klassischen Gebäuden, Inseln und Buchten versehen. Fünf Kilometer lang ist er heute und die ganze Parkanlage umfasst über fünfzig Hektar. An vielen Stellen befinden sich Teehäuser, so daß daran kein Mangel herrscht. Doch in ihrem Bemühen, die klassischen Parks immer weiter auszudehnen und der Bevölkerung so mehr Grünflächen zur Verfügung zu stellen, geht eines verloren: Das Authentische. Im Rahmen der Renovierungs- und Wiederaufbauarbeiten ist schon heute nicht mehr feststellbar, was noch echte historische Bausubstanz, was  rekonstruierter Nachbau und was rein schmückendes neues Beiwerk ist. Und unter frischem Lack in leuchtenden Farben verliert selbst das Alte seinen Charme.


Im Süden der Stadt liegt der He Garten, nach dem ersten Besitzer He Zhiren benannt, der das Anwesen gegen Ende der Qing- Dynastie errichten ließ. Was man dem Ganzen auch ansieht: Neben den klassischen Hallen, Pavillons und Wandelgängen, sind auch sehr untypische Bauelemente integriert, wie eine alle Ge- bäude umspannende Galerie im zweiten Stock und Seitentrakte in modernem Baustil. Das Ganze ist trotzdem sehr reizvoll und es macht Spaß, die verwinkelten Verbindungsgänge, Felsgebirge und versteckt liegenden Höfe zu erkunden. Das Teehaus steht separat und ist rundum verglast - ebenfalls eine Neuerung der ausgehenden Qing-Zeit.

 


Der Name des Ge Gartens leitet sich aus dem chinesischen Schriftzeichen für Bambus ab und zeugt von der Vorliebe des Erbauers für diese symbolträchtige Pflanze aus der Familie der Gräser. Demzufolge sind hiervon auch die verschiedensten Sorten über den ganzen Garten verteilt zu finden. Besonders faszinierend ist ein großes künstliches Felsgebirge aus huang shi, Chinas berühmtem Gelben Stein, das mit den besten seiner Art in Suzhou konkurrieren kann: Hier geht es durch enge Schluchten, es finden sich weitläufige Höhlen und Grotten, und immer wieder führen die verschlungenen Stufen in atemberaubend steilen Spiralen hinauf und hinab durch das Felsengewirr und zeugen von einem ausgesprochenen Spieltrieb der chinesischen Gartengestalter. Das Teehaus selbst ist wenig besucht und damit der ideale Ort, um in Ruhe zu lesen und seinen Gedanken nachzuhängen.

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