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"Auf
die Bitte meiner langjährigen Schülerin Dr. Philips-Slavkoff hin, ob ich mit
ihr das Dao De Jing im chinesischen Original studieren kann, wurde eine
'penible' Auseinandersetzung, und eine schöne Zusammenarbeit zwischen einer
deutsch-sprachigen und des Chinesischen kundigen Künstlerin und einer
chinesischen Germanistin, mit dem Ergebnis einer Koproduktion aus beiden
Kulturkreisen. Wir
merkten beide, dass die erhältlichen Übersetzungen in westliche Sprachen oft
schwer verständlich sind, weil sich Übersetzer sehr an die Wortebene (im
Sinne westlicher Sprachwissenschaft) festgehalten haben. Im Vergleich dazu
haben wir versucht, auch die 'Zeichenebene' mit einzubinden, da Chinesisch
bekanntlich eine 'Bildsprache' ist.
Wenn der aus meiner Sicht unerreichbaren Übersetzung von Richard Wilhelm ins
Deutsche neben vielen anderen noch eine eigene folgt, so aus der Motivation
heraus, das zeitgenössische Denken in den Text einfließen zu lassen.
Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit des Altchinesischen verleiten natürlich
zu künstlerischen Freiheiten. So haben wir - vom chinesischen Text ausgehend
- zweifelhafte Passagen mit den besten Übersetzungen in westliche Sprachen
bzw. ins moderne Chinesisch verglichen. Die letztliche Entscheidung über die
Wiedergabe im Deutschen war nicht immer einfach, vor allem dort, wo der
Inhalt eigenen Überzeugungen widerspricht. Denn Elemente von Manipulation
undAbschottung lassen sich aus dem Sao De Jing nicht wegdeuten."
(Aus
dem Vorwort)
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