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"Laotse, der chinesische Weise, lebte ein halbes Jahrtausend vor
Beginn unserer Zeitrechnung. Der volksschädigenden Willkür der damaligen Herrschaft
hielt er die Lehre entgegen, daß für den echten Gebieter nichts als das Tao
maßgebend sei."
Man übersieht diese unscheinbare Anmerkung fast, denn dieser Satz
bildet die einzige textliche Beigabe zu den 81 Sinnsprüchen. Vor dem Hintergrund des
Erscheinungsjahres 1935 kann man sich fragen, wie das wohl gemeint sein könnte, die volksschädigende
Willkür der Herrschaft - ein persönlicher Protest nach Hitlers Machtergreifung und
deshalb im Eigenverlag? Aufschluss geben da sicherlich die zahlreichen anderen Schriften
des Herausgebers, die alle im Eigenverlag erschienen sind und einen weiten Bogen
aufspannen: von Gedichten, über "Das Wesen des Bienenvolkes" bis hin zu
"Deutschtum; Deutsche Tracht; Der Deutsche". Der Text der Übersetzung selbst
(der Verfasser bezieht sich auf die Textversionen von Weiß, Wilhelm und Ular) ist sehr
eigenwillig und schwer zu lesen. Die Wahl von Das Seinsollende für den Begriff
des Tao ist zwar bei etwas Nachdenken gut gemeint, liest sich aber äußerst
sperrig.
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