1981 |
Geboren 1952. Anfänglich Verlagsbuchhändler in Heidelberg, später Ausbildung in Berlin zum Diplom-Sozialpädagogen. Tätigkeit als Heilpädagoge, Soziotherapeut und Gestaltungstherapeut in der (Sozial)Psychiatrie und Kinder/Jugendhilfe. |
das buch des li pe-jang, |
"die chinesische philologie hat sich seit jeher
bemüht, den originalen text des tao te king aus einer vielzahl überkommener abschriften
und varianten herauszufinden. nun ist aber eine derartige arbeit bei einem
sozialphilosophischen text kaum denkbar, wenn nicht zuvor der inhalt grundsätzlich
verstanden wurde. das tao te king aber wurde im laufe der jahrhunderte zu einer der grundlagen des allseits erforschten taoismus, eines mystisch-religiösen kasperletheaters, für das der zum lao tse avancierte philosoph und psycholog (den ich hier li pe-jang nennen will) nichts konnte. dieser scheinbar selbstverständliche zusammenhang verführte nun die sinologen in ost und west regelmäßig dazu, götter und dunkle mächte in den text hineienzusuchen ... durch ganze sinfonien von fußnoten werden bezüge zu chinesischen, japanischen und abendländischen interpretatoren und übersetzern hergestellt, und zuletzt sieht sich der text oft mit aller gewalt in den rahmen eines gedanklichen systems gepreßt, das dem übertrager offenbar schon vor der lektüre des textes selbstverständlich gewesen sein muß; - anders ist die ignoranz kaum zu begreifen, mit der zumeist jegliche komplexere gesellschaftspolitische aussage esoterisch umschrieben, wenn nicht verdreht wird. um meine kritik zu belegen, genügt es, mehrere beliebige übertragungen des tao te king miteinander zu vergleichen. daß da irgendetwas ganz grundsätzlich nicht stimmen kann, ist im wettstreit der verschiedenen philologischen schulen und theorien offenbar noch niemandem aufgefallen. - eine glanzvolle ausnahme stellt die übertragung von alexander ular dar, die mir den wesentlichen anstoß für meine arbeit gab. diese übertragung in inhaltlich adäquatere sprache versteht sich als ansatz. ich wünsche mir eine ganz andere darstellung: dem chinesischen text, zu dem jedes einzelne piktogramm in seiner bildhaften bedeutung sowie dem bedeutungswandel bis hin zur zeit des li erläutert wird, sollte eine sinnvolle übertragung parallel gegenüberstehen. dadurch könnte der leser einiges mehr von den immer mitschwingenden assoziationen aneinander gereihter bilder sowie noch mitgemeinter urbedeutungen finden." (Aus dem Nachwort des Herausgebers)
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