1999 |
(*1875, U1947) Magier, Okkultist, Geisterbeschwörer. Unbefriedigt von den überkommenen und degenerierten Moral- und Wertevorstellungen des Christentums suchte Crowley Ende des 19. Jahrhunderts andere Formen des Religiösen. Schon während seiner Studienzeit in Cambridge empfing er im 23. Lebensjahr nach eigenen Aussagen seine erste Initiation und wurde in der Folgezeit zu einer der schillerndsten okkulten Persönlichkeit des letzten Jahrhunderts. |
Das Tao Teh King Die Übersetzung der englischen Originalfassung erfolgte durch Ralf Löffler, so dass die vorliegenden deutschen Textversionen streng genommen als seine Fassung angesehen werden müsste. |
"(...) gänzlich ohne Hochstapelei, präsentiere ich diese Übersetzung
des Tao Teh King der Öffentlichkeit. (...) Von 1908 bis 1918 war das Tao
Teh King mein kontinuierliches Studium. Immer wieder empfahl ich es meinen
Freunden als das überlegene Meisterstück initiierter Weisheit und war
immer wieder enttäuscht, wenn sie erklärten, daß es sie nicht
beeindruckte, besonders da meine einleitenden Beschreibungen des Buches
ihr eifrigstes Interesse erregt hatten. So kam ich dazu zu erkennen, daß
der Fehler bei Legge's Übersetzung lag, und ich fühlte mich dazu
getrieben, die Aufgabe in Angriff zu nehmen, Lao Tse in einer Sprache zu
präsentieren, die das mitfühlende Verstehen vermittelt hatte, welches
Initiation und spirituelle Erfahrung mir verliehen hatten. Während meiner
Großen Magischen Zurückgezogenheit auf Aesopus Insel im Hudson River während
des Sommers 1918 machte ich mich selbst an diese Arbeit, aber entdeckte
umgehend, daß ich völlig inkompetent war. Deshalb appellierte ich an
einen Adepten namens Amalantrah, in dessen Gesellschaft ich zu dieser Zeit
fast täglich war. Er kam bereitwillig zu meiner Hilfe und stellte mir
einen Kodex des Originals dar, der mit absoluter Sicherheit die exakte
Bedeutung des Textes an mich weiterleitete. Ich war fähig, ohne zu zögern
oder zu zweifeln, die genaue Art zu prophezeien, in welcher Legge irregeführt
worden war. Er hatte das Chinesische mit einzigartiger Wortgetreue übersetzt,
dennoch war die Interpretation in beinahe jedem Vers alles in allem irreführend.
(...) Ich hatte lediglich seine [Legge's] Übersetzung im Lichte der tatsächlichen Kenntnis der wahren Bedeutung der verwendeten Terme zu paraphrasieren. Jeder, der sich die Mühe macht, die beiden Versionen zu vergleichen, wird erstaunt sein zu sehen, welch leichte Umstellung eines Paragraphen ausreicht, die störrische Obskurität des Vorurteils zu zerstreuen und einen Springquell und eine Flut lebenden Lichtes zu entfesseln, um die knochige Prosa sturer Gelehrtheit zur sprießenden Blüte einer lyrischen Flamme zu entzünden. Ich vollendete die Übersetzung binnen drei Tagen, aber während der letzten fünf Jahre habe ich immer wieder über jeden Satz nachgedacht. (...)" (Aus der Einleitung von Aleister Crowley)
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