2006
Matthias Claus


Geboren 1959. Frühe Hinwendung zur Philosophie des Hinayana und Daodejing mit regelmäßigen Reisen nach China. Beschäftigung mit chinesischer Kalligraphie, Tai Ji Quan, Landschafts- und Gartenbau sowie der klassischen chinesischen Architektur, hier vor allem mit den chinesischen Wohnhöfen sìhéyuàn.


 

Laotse und das TAO TE KING
Eine neue Übertragung der 81 Lehrsprüche.
Mit einer kurzen Rezeptionsgeschichte zum TAO TE KING
sowie einer Übersicht aller deutschsprachigen Ausgaben 
des TAO TE KING.
Verlag Das klassische China, Weinheim.
Mit Abbildungen und Buchschmuck. 252 Seiten. 
Manufakturausgabe
ISBN-10: 3-98111148-1-7
ISBN-13: 978-3-98111148-1-2

 

 

"Das TAO TE KING ist ein Text von außerordentlicher Komplexität und Tiefe. Zum einen liegt es in der Eigenart der chinesischen Schriftzeichen, mehrdeutig zu sein: sie können mitunter als Substantiv, Verb oder Adjektiv verwendet werden. Eine Differenzierung der Aussage durch Deklination und Konjugation ist im Chinesischen nicht möglich. Satzzeichen fehlen bei älteren Texten oft ganz. Und selbst Zeitangaben mittels Verben sind unbekannt. So kann man manche Sätze als Behauptung oder als Frage auffassen. Zum anderen hat sich im Laufe der Jahrhunderte bei einzelnen Schriftzeichen auch ein Bedeutungswandel ergeben und chinesische Literaten reduzierten ihre Texte gerne auf ein Minimum, gebrauchten symbolische Umschreibungen oder beließen es nur bei Anspielungen. All dies zu berücksichtigen fällt heute selbst chinesischen Fachleuten nicht leicht. Und so besteht bei alten Texten zwar Einigkeit im groben Wortgefüge, nicht jedoch bei den Feinheiten einzelner Bedeutungen.
Der Inhalt des
TAO TE KING zielt zudem nicht auf die uns vertraute alltägliche Sicht der Welt. Im TAO TE KING geht es um jene letzte Wirklichkeit, von der alle großen Schriften der Menschheitsgeschichte handeln: Dem Erfassen der Welt von höchstem Stand, eine unpersönliche Sicht, ein Begreifen von transzendenter Warte. Wer wollte das in verbindliche Worte fassen.
Hierin liegt der eigentliche Grund, warum immer wieder neue Übertragungen erscheinen. Denn das
TAO TE KING ist wie ein Spiegel, in dem jeder Interpret zuerst sich selbst erblickt. Bei aller Wissenschaft und Sachlichkeit ist es kaum möglich, sich hier einer persönlichen Interpretation zu entziehen. 
Den größten Gewinn hat deshalb der, der sich dem Text des
TAO TE KING intensiv aussetzt; aussetzt im Sinne eines tiefen Eintauchens beim Lesen oder im Ausformulieren eines eigenen Textentwurfs. Denn erst im eigenen Entwerfen, im Nachsinnen und Abwägen offenbart sich die Fülle an unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten, an Sichtweisen – ja, Bedeutungsebenen. Obwohl das TAO TE KING nur aus Worten besteht, geht es ja nicht um die Worte selbst. Sie sind nur Mittler. Das Eintauchen ins Sujet verändert und führt, symbolisch gesprochen, in eine Welt hinter den Worten. Und so kommt es auch für den Leser nicht darauf an, eine letztgültige Übersetzungsversion zu suchen, sondern besser zu schauen, welche Einsichten eine jede bietet. Die Auseinandersetzung mit dem TAO TE KING kann ein Hilfsmittel auf dem eigenen Entwicklungsweg sein. Ein meditativer Führer. Man kann seine Bedeutung nicht erklärt bekommen. Man muß sie finden."   (Aus dem Vorwort)

Neben den 81 Lehrsprüchen gibt die Publikation einen Überblick zur westlichen Rezeptionsgeschichte zu Laotse und dem TAO TE KING sowie eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand der Laotse-Forschung. Den dritten Teil bildet eine vollständig recherchierte Bibliographie aller deutschsprachigen Ausgaben des TAO TE KING bis zum Jahr 2006.

 

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