1955
Jang Ching-Schun
(heute: Yang Xingshun)

(Der Familienname ist Jang,
die deutsche Schreibweise des Namens ist jedoch Jang Ching-Schun und folgt somit der chinesischen Regel, den Familiennamen vor den Vornamen zu setzen)


(*1905, U1989) Geboren in der ostchinesischen Küstenprovinz Zhejiang. Lehrte u.a. an der Far East Chinese Lenin School in Haishenwai. Seine Arbeit über das TaoTeKing war seine Doktorarbeit 1950 und erschien sieben Jahre später auch auf Chinesisch.

Der chinesische Philosoph LAUDSE und seine Lehre.
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1955

Die Übersetzung dieser in russischer Sprache 1950 im Verlag der Akademie der Wissenschaften der UdSSR erschienenen Ausgabe besorgte G. Kahlenbach - so dass man die vorliegende deutsche Textversion streng genommen als sein Werk ansehen müsste.

"Eine ganze Reihe deutscher Übersetzer verfolgten nur das eine Ziel, das Dau-dö-djing seines philosophischen und atheistischen Inhalts zu berauben, es als einen gewöhnlichen religiösen Kanon hinzustellen und für die Verbreitung des geistigen Gifts der christlichen Religion in China zu verwenden, um den Willen des chinesischen Volkes zum Widerstand gegen die fremden Eroberer zu schwächen. Die deutschen Sinologen, der Erzidealist A. Forcke und der deutsche Kolonisator Chinas, der Missionar R. Wilhelm, machten besonders große Anstrengungen bei dieser schmutzigen Tätigkeit der Fälschung des Dau-dö-djing. ... Sie bewegen sich hierbei in den Spuren der chinesischen Reaktionäre. Mit diesem plumpen Versuch wollten sie zweierlei ereichen: Einerseits sollte die von ihnen verfälschte Lehre Laudses dazu dienen, das chinesische Volk geistig zu unterdrücken, andererseits sollte die Lehre selbst als Philosophie, die der weiteren Entwicklung des chinesischen Materialismus als Grundlage dienen konnte, vernichtet werden. Die zeitgenössischen gelehrten Lakaien des anglo-amerikanischen Imperialismus, wie Russell und seine Anhänger, machten nicht weniger Anstrengungen, um aus der Lehre Laudses alles Fortschrittliche und Rationale zu tilgen, sie in eine religiös-mystische Lehre zu verwandeln und für ihre Ziele im Dienst der imperialistischen Reaktion und des bürgerlichen Kosmopolitismus auszunutzen. Die vorliegende Arbeit hat den Zweck, die Verfälscher der philosophischen Lehre Laudese aus dem Lager der Kuomintang und der westlichen Bourgeoisie zu entlarven und die Anfänge der Entwicklung der materialistischen Ideen im alten China zu zeigen"
                                             (Aus der Einleitung von Jang Ching-Schun)

Und genau darum geht es: Laotse als materialistisch-nüchternen Vorkämpfer einer besseren Gesellschaft und damit als einen der ältesten chinesischen Vertreter des Urkommunismus herauszuarbeiten. Was - all die überstrapazierten linken Termini einmal beiseite lassend - gar nicht so abwegig ist. Denn man kann die Grundaussagen des Tao Te King sehr wohl auf kurze Formeln reduzieren, die dem sehr nahe kommen: Kein Gott; keine Machtwillkür des Regenten; Abkehr vom Gewinnstreben; Gemeinnutz vor Eigennutz;  "Durch die Entlarvung der sozialen Missstände stärkte die Lehre Laudses den Hass der unterdrückten Volksmassen gegen die herrschenden Klassen. Dadurch trug sie objektiv zur Zerstörung der alten konservativen Gesellschaftsordnung bei." Das ist eine ideologisch sicherlich sehr korrekte Wunschvorstellung an die Geschichte - doch die reaktionäre Nachwelt schmunzelt über so viel Linientreue. Und dummerweise unterlaufen Laotse dann auch noch ein paar Unkorrektheiten und er gerät in Widerspruch zur kommunistischen Lehre (er zur Lehre, nicht umgekehrt - ), denn jedes Anhalten wäre ja ein Verrat am positiven Fortschritt des Volkes, mahnt der Verfasser mit ganzer Schärfe, jegliche Rückbesinnung sei reaktionär: "Gleichzeitig verkündete die Lehre des Weisen die Rückkehr zur Vergangenheit, zur Urgemeinschaft, und die Unterbrechung der geistigen und kulturellen Entwicklung der Gesellschaft. So ist die sozial-ethische Lehre des Dau-dö-djing zugleich eine reaktionäre Utopie, die von den Ausbeuterklassen Chinas nach bekannter Manier als geistige Waffe im Kampf gegen die fortschreitende Entwicklung der Gesellschaft ausgenutzt wurde und wird." Und so dient die ganze Publikation nur dazu, Laotse im ideologischen Kampf der 40er Jahre den eigenen Reihen einzufügen und als Exponent der marxistisch-leninistischen Lehre auszuweisen (dass sich Laotse da in ein paar Punkten irrte, sieht man ihm großzügig nach ...), weshalb die Kapitel des Taoteking dann auch nur 32 Seiten ausmachen, die ideologische Einleitung jedoch das Dreifache.
  

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